Gewalt, wie ein Stein, der ins Wasser fällt, zieht Kreise. Das Wasser schließt sich wieder. Der Stein bleibt in der Tiefe liegen, keiner sieht ihn.
Auf den folgenden Seiten finden Sie verschiedene Texte zum Thema Trauma.
Ein Trauma ist ein schreckliches Erlebnis, das fast jeden in tiefe Verzweiflung stürzen würde. Seien es Hurrikane oder Flutwellen, Überfälle, Bombenattentate, Vergewaltigungen, Amoklauf, Kindesmissbrauch, Kriege, plötzlicher Verlust geliebter Menschen, schwere Krankheiten - vieles kann uns zustoßen, mit dem wir nicht fertig werden. Manche Menschen erleben sich dann plötzlich wie isoliert, abgespalten von allen anderen.
Die Gewalt hat auch Folgen für die Menschen der Umgebung. Familie, Freunde, Schule, Arbeitsplatz. Und sie hat auch Folgen für die Helfer.
Gewalt spaltet. Manchmal auch die Helfer. Es dauerte lange, bis die verschiedenen Bereiche auf diesem weiten Feld menschlichen Unglücks ihr Wissen zusammentrugen und verbanden. Seit den frühen 80er Jahren bemühe ich mich hier um Vernetzung. Dr. Peter Heinl, Psychiater und Familientherapeut, begann als einer der ersten kontinuierlich Workshops für Kriegs- und Nachkriegskinder anzubieten. Die erlittene Gewalt muss ins Bewusstsein kommen, damit sie nicht in alle Ewigkeit weitergegeben wird. Krieg als Traumafolge und nicht als Unabwendbares. Das Ziel: eine Welt ohne Krieg denkbar zu machen ...
Ende der 90er Jahre geriet die Traumaforschung und -therapie in Deutschland in den Aufwind. Dafür gab es mehrere Anlässe.
Einer davon war --so schrecklich das klingt-- das schwerste Zugunglück in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland: das ICE-Unglück in Eschede im Jahre 1998. Die Medien berichteten ausführlich über die furchtbare Katastrophe,, bei der 101 Menschen starben und 88 schwer verletzt wurden. Zum ersten Mal wurde ein Ombudsmann eingesetzt, der Ansprüche und Bedürfnisse der Überlebenden erfassen und der Bahn gegenüber vertreten sollte. Der ehemalige Vizepräsident des Bundessozialgerichts, Prof. Otto E. Krasney, erfüllte diese Aufgabe so nachhaltig, dass die Bedeutung und Folgen traumatischer Erfahrungen über die Medien ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangten. Die Deutsche Bahn zahlte die therapeutische Begleitung Betroffener.
Dann ereigneten sich große Naturkatastrophen (Tsunami, ...). Auch hier begannen die Medien, sich den möglichen Langzeitfolgen für die Opfer zuzuwenden.
Die überaus dynamische Entwicklung des Internets leistete explosionsartiger Verbreitung von "Kinderpornographie" in aller Welt Vorschub. Nach und nach gelang es nationalen und internationalen Ermittlungsteams, kriminelle Netzwerke von Produzenten, Vertreibern und Konsumenten dieser Folterfilme aufzudecken. Zunehmend kam es auch zu Verhaftungen.
Nun nahmen die Medien die kleine Opfer dieses Milliardengeschäfts in den Fokus. Und beschäftigten sich endlich auch mit den Folgen dieser Gewalt.
|